Kreuzwort vom 15.09.2023
Landschaften auf langen Autofahrten zu genießen, die an der Strecke vorbeiziehen und in immer neuen Variationen vor den Fenstern auftauchen, ist längst kein uneingeschränktes Vergnügen mehr, wenn immer mehr braune Hügel abgestorbener Wälder, Bäume mit gebrochenen Kronen, kahle Gerippe am Wegrand im einst so grünen Deutschland auftauchen. Und kommt man gar nach Griechenland und sieht ganze Bergketten abgebrannt, fährt durch Mondlandschaften voller Asche, soweit das Auge reicht und riecht gar noch den Brandgeruch gigantischer Feuerbrünste, die sich jährlich durch die grünen Landschaften fressen, bleiben nur Entsetzen, Ratlosigkeit und Melancholie. Denn die Schäden bleiben für Jahrzehnte, vermehren sich von Jahr zu Jahr und weder ein Ende noch eine Wende sind kurzfristig abzusehen.
Früher waren das Wetter oder die stinkenden Fabrikschlote schuld, heute geht es allen scheinbar sehr leicht von den Lippen, dass alle schuld seien. Aber Hand aufs Herz, „der menschengemachte Klimawandel“ klingt doch noch einigermaßen neutral und distanziert, jedenfalls nicht so wie ein „ich bin schuld“. Denn wenn es konkret werden soll, wird doch wieder nur auf die großen globalen Probleme und Vernetzungen verwiesen, die nur von allen gemeinsam gelöst werden können, so dass der einzelne letztlich doch entschuldigt ist.
Das tragische Missverständnis beginnt schon mit der Übersetzung des Auftrags Gottes an die Menschen im Paradies: „Werdet zahlreich, füllt die Erde und werdet Herr über sie und seid Herr über die Fische des Meeres ...“. Nicht beherrschen, unterwerfen, sich untertan machen soll der Mensch die Natur, sondern sich so zur Mitschöpfung zu verhalten, wie Gott der Herr selbst, nach dessen Bild und Gleichnis der Mensch geschaffen wurde. Erschütternd, dass vor allem das Christentum Ausbeutung, Unterwerfung, ja sogar Versklavung über die ganze Welt ausgebreitet und unkontrolliertes Wachstum als Segen propagiert hat, statt Gott den Herrn der Schöpfung abzubilden. Dieser Verantwortung sich zu stellen, diese Schuld reumütig anzuerkennen, diese Fehler zu korrigieren ist die kommende Aufgabe. Und wer dann die abgestorbenen Bäume und Wälder sieht, sollte wissen, dass es woanders in der Welt, wo Edelmetalle und Rohstoffe für den europäischen Markt rücksichtslos gegenüber Mensch und Natur abgebaut werden, noch viel viel schlimmer aussieht.
von Erzpriester Martinos Petzolt